Sonia (RO/A)

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Sozialwissenschaftlerin

Schach hat eine besondere Ästhetik für mich — das Brett, die Figuren, die Arten zu ziehen. Schach ist nicht nur genial, sondern auch elegant.

Sonia am Platz der Menschenrechte in Wien, geboren in Târgu Secuiesc (RO)

Mit meinem Vater spiele ich Schach seitdem ich acht war, doch lange Zeit nur sporadisch. Er war Turnierspieler und gab mir als Kind seine Dame vor, sodass ich Chancen und er Spaß hatte. Wir spielen nun regelmäßig und oft am Telefon, wenn wir uns nicht treffen können. Denn online spielen möchte ich nicht.

Durch die Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“ und die vielen freien Abende im letzten Jahr, habe ich angefangen mich tiefer mit Schach auseinanderzusetzen. Ich lese Schachbücher, übe Eröffnungen und nehme Unterricht bei Michael Ehn. Dadurch sind sehr viele neue Ebenen der Komplexität und Faszination hinzugekommen. Für mich hat Schach nicht nur eine Affinität zur Mathematik, sondern jedes Spiel ist auch ein psychologisches, politisches und soziales Drama.

Meine Freitagabende verbringe ich momentan am liebsten bei meinem ersten richtigen Schach-Event: Der Schach Jour Fixe am Platz der Menschenrechte. Gleich am ersten Abend habe ich von 17h bis 24h durchgespielt. Ich wusste gar nicht, dass ich solange spielen kann… es war wie ein Endorphinrausch! Am Brett Spannung pur — Ich liebe es!

An der Cornell University in Upstate New York, wo ich nun einige Jahre an meinem Doktorat arbeiten werde, schaue ich mich gleich nach einer feinen Schachcommunity um.

Sebastian aus Eisenstadt (A)

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Sommelier & conversationalist

Schach ist ein ehrenwerter Sport. Schon als Junge war mir klar, dass ich es zumindest ein bisschen können möchte. Wenn wo ein Schachbrett steht, möchte ich es bespielen.

Sebastian in seiner Enoteca Piemontissimo

Schach ist in seinen vielen Teilaspekten sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt durch die modernen Zeiten in denen wir leben. Du kannst online gegen Menschen aus aller Welt spielen oder GM Daniel Naroditsky beim Blitzen zusehen und – ebenso imposant wie lehrreich – den laut ausgesprochenen Gedanken des Großmeisters lauschen!

Das Studium der Theorie verbessert natürlich die Spielstärke, aber ich glaube es ist besonders wichtig, eigene Erfahrungen zu machen. Ärger bei Fehlern oder Freude bei gelungenen Plänen gehört dazu.
Bei Weinverkostungen kann ich aufzählen, welche Noten oder Prisen der Wein offenbart. Nur: Was verbindest du mit dem Geschmackserlebnis? Ich kann dir deine Erfahrung nicht abnehmen, die musst du dann schon selbst machen. Daher frage ich dich lieber ein oder zwei Eigenschaften die dir selbst auffallen zu merken. Bei der Blindverkostung danach erkennst du den Wein leichter, weil du etwas Eigenes mit ihm verbindest.

Jeder Mensch ist anders, das macht uns wieder gleich. Schach auf Hobbyniveau zeigt vor, dass es egalitär geht. Wer du bist, ist dem Schachspiel einerlei.

Enoteca Piemontissimo, Museumstraße 4, 1010 Wien

Sara (SRB/A)

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Schülerin

Wenn mich der Gegner lässt, spiele ich am liebsten eine Schottische Partie.

Sara im Donaupark (Mai 2021)

Sie entwickelt sich meist aus dem Königsspringerspiel und opfert einen Bauer, um die Stellung zu öffnen. Ich bevorzuge offene Stellungen, weil die mehr Luft zum Entwickeln bieten.

Apropos offen: Wenn ich gefragt werde, was denn so schön an Schach sei, dann sage ich: „Pass auf, Schach ist Hobby, Faszination und Taktik. Es geht um spannende Kombinationen und um Angriff.

Aber, das Beste ist, dass Du Dich mit so vielen verschiedenen Menschen umgibst.“ Ich lerne durch Schach dauernd Leute kennen und schließe viele Freundschaften. Schach öffnet Welten.

Es ist Anfang Mai 2021

Natürlich ist es einfacher, wenn wir nicht mehr auf das trockene Online-Schach reduziert sind, sondern „echtes“ Schach spielen können.

Es macht sehr viel Freude zu sehen, dass das wieder wird! Es wird Frühling, Gaststätten sperren wieder auf und schau, wir sitzen da und spielen face-to-face!

Demnächst kann ich wieder an meiner ELO-Zahl arbeiten, eines Tages 1800 zu erreichen ist mein Ziel. Und sonst? Begegnungen und Erlebnisse sammeln. Die Fülle, Freude und Faszination des Schachspiels genießen.

Jan aus Pilsen (CZ)

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Augustinverkäufer und Entertainer

Zuerst habe ich versucht, 5 Euro pro Schachpartie zu verlangen. Jetzt sage ich: „Bitte kaufe eine Augustin-Zeitung und Du kannst ein Schachspiel mit mir spielen!“

Jan auf der Mariahilfer Straße, bei der Arbeit

Zu Beginn einer Partie notiere ich mir mit welcher Farbe und gegen wen ich spiele. Also ob Mann oder Frau und woher er oder sie kommt. Zum Beispiel Österreich, Spanien, Niederlande oder Mars. Viele sind von Mars.

Ich schreibe auch auf, wie viele Einwohner die Staaten haben und vergleiche das mit der Anzahl der Bands, die es in diesen Ländern gibt. Ja, ich schreibe mir einiges auf. Am Ende notiere ich, wie die Partie ausgegangen ist.

Reserve-Schachfiguren habe ich nicht. Ich habe genau ein Set und passe gut darauf auf. Wenn eine Figur davonrollt, laufe ich schnell hinterher. Der schwarze Bauer war gerade im Spital, hahaha, siehst Du? Sein Hals war gebrochen und wurde mit Gafferband geheilt.

Ich spiele am liebsten ohne Uhr und bis zum Schluss – auch wenn ich nicht viel bis gar keine Chance habe. Ich weiß, dass es sich auszahlt, hartnäckig zu sein. Manche Freundin hätte ich sicher nicht gehabt, wenn ich gleich aufgegeben hätte, hahaha…

Willst Du eine Partie Schach mit mir spielen? Dann kaufe bitte einen Augustin. Willst Du nur zuschauen? Dann bitte 50 Euro Cent da reinschmeißen. Unterhaltung kostet immer Geld!

Janny aus Wien (A)

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Rentner

Anna: „Er ist das allerbeste.“
Janny: „Nein, nein, stimmt nicht, sie ist das allerbeste.“

Anna und Janny sind seit 10 Jahren verliebt

Seit Jahren komme ich viermal die Woche zum Schach spielen in den Donaupark und Anna ist eigentlich immer mit. Sie spielt nicht, aber tanzt gerne. Das da ist die Tanzfläche. Wir lieben die Gesellschaft hier, lauter nette Leute und …

Toni aus dem Off: „Nanana, nett sa ma net olle.“
(„Nein, nett sind wir nicht alle.“ )

… schau, die Polizei rollert vorbei, das machen sie in dieser Pandemie-Zeit öfters, aber sie lassen uns immer in Ruhe. Wir sind eine Insel der Seligen.

Auch wenn es kalt und windig ist, oder sogar im Winter, hier wird eifrig gespielt. Dazu wird lebhaft geblödelt und werden mehr oder weniger brauchbare Tipps ausgetauscht. Wenn es regnet spielen wir mit Schirm, bis es auch da drunter zu nass wird.

Jetzt vermutest Du warscheinlich, dass ich vor lauter Übung ein sehr starker Spieler bin, nur dem ist nicht so. Ich habe nicht mal eine Elo-Zahl und keine Ahnung von der Theorie. Aber ich habe schon mit 9 Jahren im Hort angefangen und durch das viele Spielen ein gutes Gefühl für Stellungen entwickelt.

Kiebitz Milan zu Janny, der gerade das Spiel am Riesenschach gewinnt: „Gepatzt hat der Marius schon. Die zwei Züge hätte er umgekehrt machen sollen.“ Janny zu Milan:

Magst Du die nächste Partie gegen ihn spielen? Er ist jetzt ganz geschwächt, den habe ich fertig gemacht.