FM Joachim aus Wiener Neustadt (A)

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Unternehmenskünstler

Ich bin auf der Sonnenseite des Lebens angesiedelt. Ereignisse und Dinge vorab zu erkennen, gepaart mit den richtigen Instinkten, weisen mir den Weg.

Joe aus Wiener Neustadt (A)

In den Morgenstunden des 1. August 1976 stürtzt die Reichsbrücke ein, ein paar Stunden später überlebt Niki Lauda seinen spektakulären Formel1-Unfall und ich komme, am gleichen Tag, 13 Jahre alt, nach Wien.

Im gleichen Sommer enstand meine Liebe zum Schach. Beim Ferienspiel gab es Asphaltstockschießen, Schauspiel, Fußball und eben auch eine Schachschule. Seither begleitet mich dieser faszinierende Sport.

Strukturiertes Denken, das Wesentliche erkennen und messerscharfe Logik: Alles Dinge die ich gut kann und mit denen sich sicher Entscheidungen treffen lassen, im Leben wie im Schachspiel.

Ich habe für Schach nie gebüffelt oder Bücher gelesen. Rückschauend betrachtet, habe ich per Zufall die notwendigen Kompetenzen wie Gedächtnis und Lösungsorientierung ab dem Kindesalter spielend geübt. Schon als Knirps liebte ich tüfteln, rätseln oder eine Reihe Karten einzuprägen.

Meine Liebe zum Schach ist eine Leidenschaft. Ich möchte einen Rausch spüren, diese innere Befriedigung. Sobald ich den richtigen Plan entdecke, das Pendel in meine Richtung ausschlägt, ist das Gefühl da. Dann möchte ich auf zum nächsten Hoch. Das ist auch der Grund, warum ich täglich einige Blitzpartien spiele – Suchtbefriedigung!

Franz aus Wien (A)

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Elektriker & Sozialarbeiter

Mit einem Freund spiele ich seit 20 Jahren nahezu jeden Montag Schach, will sagen, zwischen den Diskussionen wird Schach gespielt.

Franz aus Wien (A)

Er spielt eine Spur schlechter als ich. Wenn er einen wunderlichen Zug macht, merkt er das dennoch sofort und möchte über das Zurücknehmen verhandeln. Er erklärt dann, warum es für Spannung und Spielverlauf besser ist, wenn er sich den Zug noch einmal überlegt.

Dabei ist mir das sowieso immer recht. Ich spiele der Freude wegen. Wenn ich mit jemanden in meiner Spielstärke spiele, begebe ich mich regelrecht auf Entdeckungsreise. Unglaublich, wie vielfältig sich das Spiel entwickeln kann.

In 1980 haben wir, Marion, Uta, Josef und ich, ein Tageszentrum für Obdachlosen errichtet. Das war einzigartig, weil es bis dahin gar keinen institutionalisierten Aufenthaltsort für Obdachlose gab. Es gab Kaffee, Austausch und die Möglichkeit sich im Warmen auszuruhen. Eines der Probleme, das ich oft sah, war Beschäftigungslosigkeit. Eine der Lösungen: Schach spielen!

Über 40 Jahre hat die ARGE Wien die Obdachlosenarbeit in Wien mitgestaltet. Das wunderschöne und humorvolle Buch dazu: „Zuerst die Lösung, dann das Problem. 40+ ARGE Jahre“ (PDF), bietet spannende Einblicke in 4 Jahrzehnte bedürfnisorientierte Sozialarbeit.

Schach ist eine sehr schöne Beschäftigung: Du bündelst all deine Energien auf eine Sache. Du nimmst dir Zeit, schaltest alles andere aus, konzentrierst dich nur auf das Spiel. Und dann zeigst Du was Du kannst.

Der Möbeltransport, den wir mit Obdachlosen starteten, erledigte bald so viele Räumungen, dass wir ein Lager dazu mieteten. Nicht viel später führten wir zusätzlich Sanierungen und andere Bautätigkeiten durch. Ich freue mich sehr, dass die ARGE Wien nach so vielen Jahren und trotz großen Widerständen immer noch gedeiht!

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Franz‘ Parodie auf die Schach-Kolumne von Ruf & Ehn (PDF)

Susanne aus Linz (A)

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Chemikerin

Mein Vater war ein leidenschaftlicher Kaffeehaus-Schachspieler und brachte mir das Spiel bald bei.

Susanne aus Linz (A)

Schon mit sechs Jahren saß ich mit Papa am Brett. Er erklärte mir die Figuren, ihre Gangarten und das Ziel des Spiels. Wir spielten im Lauf der Jahre eine Menge Partien und ein paar davon habe ich auch gewonnen.

Als frisch gebackene Studentin machte ich mich auf die Suche nach einem Schachklub und fand alsbald den SK Austria Wien, angesiedelt in Café Frey auf der Favoritenstraße. Ich bahnte mir einen Weg durch Rauchschwaden und gelangte schließlich zu den Schachtischen an denen lauter alter Männer saßen, jeder ein Achterl oder ein Bier neben sich.

Das ist natürlich die subjektive Sicht einer jungen Frau. Die Herren waren vielleicht doppelt so alt wie ich, also um die 40. Heute bin ich über 60 und die alten Herren von damals wären Schachnachwuchs.

Ich entschied mich damals jedenfalls für’s Tanzen. Zehn Jahre lang übte ich mich in den Standardtänzen und als mir der Partner abhanden kam, lernte ich Steppen und Jazzdance. Etwas, das mir bis heute großes Vergnügen bereitet.

Die Lust auf Schach kam zurück, als mein Vater starb und ich seine Schachbretter und Schachbücher erbte. Seitdem schätze ich den sehr gemütlichen Schachklub „Wiener Partie“ und spiele meine ersten Meisterschaftspartien.

 

Samer aus Nassiriya (IRQ)

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Schachlehrer & Jusstudent

Ich habe ein fotografisches Gedächtnis.

Samer aus Nassiriya

Das ist eigentlich ein Teil des räumlichen Denkens und somit trainierbar, zum Beispiel mit Schach. Jede Person die Blindschach spielen übt, wird diese Fähigkeiten des Gehirns stärken.

Ich komme aus einer Schachfamilie, mein Onkel wurde mit 11 Jahren U20-Staatsmeister, mein Vater war Olympiaspieler und mit fünf habe ich zu spielen begonnen. Für mich gillt: „Wenn du mit Löwen aufwächst, wirst du selber zum Löwen.“ In Wien wurde auch noch der starke Spieler Aco Alvir mein Volksschulschachlehrer, was dazu führte, dass niemand mehr gegen mich spielen wollte.

Als Kind bist du wie ein Schwamm, du saugst alles auf. Das lässt sich auch physisch erklären: Die Synapsen im Hirn vermehren sich im Alter von zwei bis zehn enorm, vorausgesetzt das Kind wächst in einer gesunden Umgebung auf, mit tollen Stimuli und wenig Digitalem. Danach werden ungenutzte Verbindungen rasant wieder abgebaut!

Kinder legen beim Schach spielen erheiternde Eigenheiten an den Tag. In der Fantasie werden sie zum Beispiel selber zu einer Figur. Ziehen sie mit einem Springer, hüpfen sie oft damit weiter. Alle andern Figuren bleiben in der „Garage“.

Auch verraten sie gerne ihre Pläne. Sie freuen sich so sehr, wenn sie eine Listigkeit entdecken, dass sie es laut herausplappern und damit dem Gegner verraten.

„Das Damenopfer auf h8 verleiht Turm und Läufer Supermacht.“
Annika Fröwis und Samer Albadri haben diese Schachübung und den Spruch dazu miteinander ausgedacht.

Cristina aus Bukarest (RO)

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Künstlerin

Schach ist für mich immer auch Nostalgie, weil es zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört.

Cristina aus Bukarest

Wir wohnten in einem großen Sozialbau, 200 Wohnungen aufgeteilt auf acht Stiegen und ich habe es geliebt! Es war toll, dass es immer genug Kinder gab und alle miteinander spielen durften, egal aus welcher sozialen Schicht. Wir sammelten Briefmarken, spielten Verstecken oder Schach. Alle Kinder spielten Schach, am liebsten auf Decken hockend im Stiegenhaus.

Überhaupt alle spielten Schach: Vater, Mutter, Onkel, Lehrer*innen, die Jungen und die Alten. Während die Kinder im Stiegenhaus spielten, spielten die Alten in den Wohnungen oder an den Schachtischen in der Wohnanlage.

Mich fasziniert das Spiel mit den wenigen Regeln, aber endlos vielen Positionen und Kombinationen, die brillante und unerwartete Momente bringen.

In meiner Kunst habe ich Schach in der Performance „Re-enactment of a Chess Game“ zum zweiten, oder eigentlich zum dritten Mal* verwendet. Ist das Thema Schach, dann führen alle Wege zu Michael Ehn! Michael hat mir im Zuge meiner dreijährigen Recherche verblüffende Geschichten aus dem Leben verschiedenster Schachspieler*innen erzählt. Insiderwissen wie von einem Familienmitglied. Wir konzentrierten uns am Ende auf den ersten Weltmeister Wilhelm Steinitz. Michaels Anekdotensammlung über diese berühmte Schachpersönlichkeit ist einzigartig.

* Schach in Cristina’s Kunst:


Cristina’s Art Blog